Reizbilanz
In der Reizbilanz werden alle auf uns einwirkenden Umweltreize - positive sowie negative - aufsummiert. Ist das Ergebnis positiv, so benötigt
der Körper wenig Energie zu deren Verarbeitung, was positive Gefühle auslöst und umgekehrt. Das bedeutet also, dass uns eine angenehme
Umgebung körpereigene Energie sparen hilft und wir deswegen gerne in ihr verweilen oder sogar Umwege in Kauf nehmen.
Weswegen opfern wir dann jedoch ein menschengerechtes Lebensumfeld dem Auto? Die Antwort liegt - wie Prof. Knoflacher herausfand -
in unserer Physiologie: Autos helfen uns nämlich noch mehr körpereigene Energie sparen - bis zu 70% gegenüber dem Zufussgehen! Dabei
ist uns eine eingesparte Energieeinheit den 100 bis 150fachen Einsatz an externer Energie wert.
Basis dafür ist das allen Lebewesen eigentümliche Weber-Fechner'sche Empfindungsgesetz (Psychophysisches Grundgesetz), das besagt,
das die Empfindungsstärke proportional zum Logarithmus der Reizstärke zunimmt.
Ermöglicht wird dies durch den Parkplatz vor der Haustür: Erst dieser verhilft dem Auto zu seinem immensen 'Energieeinsparungspotential'.
Die Attraktivität eines Verkehrsmittels hängt also primär vom nötigen körpereigenen Energieeinsatz des Fussgängers - also der Entfernung vom
jeweiligen Standort - ab. Befinden sich daher Auto und öffentliches Verkehrsmittel in gleicher Entfernung, so ist die Entscheidung für das eine
oder andere Verkehrsmittel nicht mehr rein physiologisch bestimmt. Vielmehr erlaubt diese Äquidistanz die bewusste Entscheidung für das
für den jeweiligen Zweck geeignete Verkehrsmittel.
CONCLUSIO Der erste Schritt zu einer Veränderung der Gesamtsituation muss deswegen beim Parken ansetzen.
Weiterführende Literatur:
Hermann Knoflacher 'Zur Harmonie von Stadt und Verkehr', 'Stehzeuge', 'Landschaft ohne Autobahnen'
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